Veranstaltungen

  • DCNA
  • Neuigkeiten
  • Mit Wissenschaft und Forschung besser auf Katastrophen vorbereitet: Präsentation eines mobilen Forschungslabors

Mit Wissenschaft und Forschung besser auf Katastrophen vorbereitet: Präsentation eines mobilen Forschungslabors

von Isabel Anger

Wissenschaft und Technologie sind wichtig, um auf Katastrophen, ausgelöst etwa durch Hochwasser und Muren, besser vorbereitet zu sein und rasch darauf reagieren zu können. Ein mobiles Forschungslabor, ein einzigartiges vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) gefördertes Infrastrukturpaket, bringt nun Wissenschaft im Bereich Katastrophenschutz in den Einsatz. Zu Beginn der Fachtagung Katastrophenforschung des Disaster Competence Network Austria (DCNA) an der Montanuniversität Leoben wurde das Projekt vorgestellt.

Hochwasser, Erdrutsche, Hagel und Co. haben in den vergangenen Wochen vor allem im Süden Österreichs Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Extremwetterereignisse wie diese werden aufgrund des Klimawandels häufiger und stellen die damit befassten Organisationen aus dem Bereich der öffentlichen Sicherheit vor massive Herausforderungen. Deshalb haben die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und die Technische Universität Graz (TU Graz) das Disaster Competence Network Austria (DCNA) ins Leben gerufen. Das DCNA wird vom BMBWF gefördert und hilft dabei, dass wissenschaftliche Erkenntnisse praktisch umgesetzt werden – sodass Katastrophen verhindert und resiliente Systeme aufgebaut werden können. Das nun präsentierte mobile Forschungslabor des DCNA ist ein Ergebnis dieser Arbeit.

„Wissenschaft und Forschung sind für das Krisen- und Katastrophenmanagement in unserem Land unerlässlich. Speziell vor dem Hintergrund des Klimawandels und den damit einhergehenden Herausforderungen ist es notwendig Schritte zu setzen, um Krisen und Katastrophen rasch und nachhaltig zu begegnen“, so Wissenschaftsminister Martin Polaschek, der zu Beginn der Fachtagung Katastrophenforschung vor Ort mit dabei war. „Mit dem mobilen Forschungslabor leisten wir hierzu einen wesentlichen Beitrag.“

Die mobile Forschungsinfrastruktur wurde im Rahmen des vom BMBWF geförderten Hochschulraum-Strukturmittel (HRSM) Projekts angeschafft und gemeinsam mit den Gründungsuniversitäten erarbeitet. Sie soll vor allem die Forschung im Feld (also etwa direkt am Katastrophenort) vorantreiben. Das Mess- und Analyselabor steht sowohl Forschenden an der Technischen Universität Graz als auch der Universität für Bodenkultur Wien zur Verfügung und ermöglicht es diesen, ihre Expertise im Katastrophenfall bzw. in Risikogebieten orts- und zeitnahe bereitzustellen. Einzelne Elemente sind zudem bei Übungen und Forschungsprojekten im Einsatz.

Vom Laserscanner bis zur Drohne

Die mobile Forschungsplattform besteht aktuell aus einem Laborbus, einem Pick-up sowie einem Anhänger zum Transport notwendiger Ausstattung und Technik. Dies umfasst Informations- und Kommunikationsmodule, Labor- und Analysearbeitsplätze sowie alles an technischer Grundausstattung, was für einen effizienten Betrieb im Feld notwendig ist. Teil der mobilen Infrastruktur ist einerseits ein bodengebundener Roboter mit Kameras und Brandsensoren, der selbstständig navigieren kann (Robotikplattform „Husky“), andererseits auch ein unbemanntes Luftfahrzeug mit Laserscanner sowie regulärer und Wärmebildkamera (Drohne „Matador“).

Um einen Einsatz auch unter schwierigen Bedingungen zu gewährleisten, ist eine autarke Stromversorgung gewährleistet. Das mobile Forschungslabor kann unter anderem eingesetzt werden, um Hangrutschungen rund um Siedlungsgebiete zu überwachen oder um Gefahren und Risiken entlang von Bahn- und Autobahnstrecken effektiv abzuschätzen.

„Zur Prävention und Bewältigung von Katastrophenereignissen sowie zur Bekämpfung von Katastrophenrisiken spielen Wissenschaft und Technologie eine zentrale Rolle. Daher freuen wir uns, mit der mobilen Forschungsplattform ein einzigartiges Infrastrukturpaket in Österreich zu haben, um Wissenschaft in den Einsatz zu bringen“, so DCNA-Geschäftsführer Christian Resch.

Unwetter im Süden zeigen Relevanz auf

Wie wichtig es ist, mit potenziellen Katastrophen gut umzugehen, haben vor wenigen Wochen auch die Hochwasser und Muren-Ereignisse in der Steiermark und Kärnten gezeigt. Allein in der Steiermark war bei den Versicherungen zuletzt von einem Schaden zwischen 70 und 80 Millionen Euro die Rede. "Die immer häufiger werdenden schweren Unwetterereignisse verursachen enorme Schäden und viel Betroffenheit. Sie stellen unser Bundesland – die Einsatzorganisationen und den Katastrophenschutz insgesamt – vor komplexe Herausforderungen“, so der Landeshauptmann der Steiermark, Christopher Drexler – ebenfalls vor Ort bei der Fachtagung dabei. „Umso wichtiger ist es, dass der Katastrophenschutz auch in der Wissenschaft verstärkt in den Fokus rückt und wir uns gemeinsam auf die veränderten Anforderungen vorbereiten. Gerade weil die Steiermark als Innovations- und Forschungsland Nummer 1 der beste Boden dafür ist, freut es mich, dass diese hochkarätige Tagung hier bei uns in Leoben stattfindet.“

Dem stimmt auch der Leobener Bürgermeister Kurt Wallner zu, der in seinem Statement Herausforderungen im Katastrophenmanagement auf der lokalen Ebene in den Fokus rückte. Helmut Antrekowitsch, Professor an der Montanuniversität Leoben, betonte bei der Eröffnung der Fachtagung, dass der Schutz vor Krisen und Katastrophen wohl eines der großen Zukunftsthemen bleiben wird. Hochschulen seien in diesem Zusammenhang zentral, sowohl hinsichtlich Forschung als auch hinsichtlich Ausbildung: „Nicht nur die technische Komponente des Katastrophenmanagements ist wichtig, auch die menschliche – es geht sowohl ums Management als auch um das Wissen rund um Gefahren und Risiken.“

TU Graz-Rektor Harald Kainz und BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl strichen ihrerseits das präsentierte Forschungslabor als Erfolgsbeispiel der universitätsübergreifenden Zusammenarbeit hervor. Wissenschaft und Technik seien im Katastrophenschutz nicht wegzudenken, wichtig sei aber auch die Vernetzung mit den Einsatzorganisationen und weiteren Stakeholdern, das DCNA spiele hier eine wesentliche Rolle.

Folgende Gerätschaften des mobilen Forschungslabors wurden bei der Fachtagung präsentiert:
(Namen der Präsentator:innen jeweils in Klammer)

  • Wetterradar (Harald Rieder, Univ-Prof. BOKU; Vinzent Klaus, Universitätsassistent BOKU)
  • Doppler-Radar von IBTP Koschuch (Johannes Hübl, Univ.-Prof. BOKU; Tobias Schöffl, wissenschaftlicher Projektmitarbeiter BOKU)
  • Robotikplattform (Gerald Steinbauer-Wagner, Univ.-Prof. TU Graz; Matthias Eder, Universitätsassistent TU Graz; Richard Halatschek, Projektassistent TU Graz)
  • Laborbus (Hannes Kern, wissenschaftlicher Koordinator DCNA)
  • Geländewagen (René Kastner, Senior Scientist DCNA)
  • Wetterradaranhänger (René Kastner, Senior Scientist DCNA)
  • Drohne(n) (Gerhard Lauk, Drohnenpilot TU Graz)
  • Messsensorik zur Überwachung von Infrastruktur und Hangbewegungen (Werner Lienhart, Univ-Prof. TU Graz; Reinhard Gerstner, Universitätsassistent BOKU)

Fotos: Foto Freisinger

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Nach oben