Rückschau: Disaster Research Days 2024
von Isabel Anger
Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung für besseren Katastrophenschutz
Katastrophen wie die jüngsten Überschwemmungen in Teilen Österreichs, Polens, der Tschechischen Republik, der Slowakei, und Rumäniens zeigen: Katastrophenrisiken müssen weiter minimiert werden und ein gutes Katastrophenmanagement von Behörden und Einsatzorganisationen ist essenziell. Wie das konkret und europaweit gelingen kann, war Thema einer internationalen Fachkonferenz von 8.-10. Oktober 2024 in Wien. Bei den Disaster Research Days 2024 wurden die neuesten Ergebnisse aus der EU- und national finanzierten Forschung und innovative Lösungen im Katastrophenmanagement präsentiert. Rund 200 Teilnehmer:innen aus ganz Europa waren bei dem Event dabei. Veranstalter waren die Europäische Kommission, die Vereinten Nationen, das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, das österreichische Bundesministerium für Finanzen und das Disaster Competence Network Austria.
Die verheerenden Überschwemmungen Mitte September 2024, die allein in Österreich Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro verursacht haben, führen eindrucksvoll vor Augen, dass Extremwetter-ereignisse durch den Klimawandel zunehmen. Hinzu kommen weitere Risiken, wie Industrieunfälle und Gesundheitskrisen, die Organisationen im Bereich der öffentlichen Sicherheit vor immense Heraus-forderungen stellen.
Die stärkere Vernetzung von Wissenschaft, Behörden und Einsatzorganisationen auf nationaler und europäischer Ebene ist entscheidend, um Synergien zu schaffen und Katastrophenrisiken effizienter zu bewältigen. Durch eine engere Zusammenarbeit können wissenschaftliche Erkenntnisse ausgetauscht und innovative Lösungen schneller in die Praxis umgesetzt werden. Diese Vernetzung ermöglicht nicht nur einen besseren Informationsaustausch, sondern auch eine koordinierte Reaktion auf grenzüberschreitende Krisen, was gerade in Zeiten zunehmender Klimarisiken von großer Bedeutung ist. Initiativen wie die Disaster Research Days 2024 bieten die ideale Plattform, um solche Kooperationen zu vertiefen und zukunftsorientierte Ansätze im Katastrophenmanagement zu fördern.
Die verheerenden Überschwemmungen der letzten Wochen haben auf erschütternde Art und Weise verdeutlicht, wie unverzichtbar es ist, den Katastrophenschutz auch in der Wissenschaft noch stärker zu verankern. Forschung spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung fundierter politischer Strategien, die uns helfen, besser auf Katastrophen vorbereitet zu sein. Mit der GeoSphere Austria haben wir als Bundesregierung genau hierfür eine zentrale Kompetenzstelle des Bundes geschaffen,
betonte Wissenschaftsminister Martin Polaschek bei der Eröffnung der Fachkonferenz unter dem Motto „Shaping the Future of Science and Research for Disaster Risk Reduction". Er hob dabei auch die Bedeutung des neuen Science Plans des Disaster Competence Network Austria (DCNA) hervor, der als wichtiger Schritt zur weiteren Stärkung der Verbindung zwischen Forschung und Praxis im Katastrophenmanagement gilt.
Neuer Science Plan als Basis für die Forschung zum Katastrophenschutz
Der Science Plan ist das Ergebnis eines umfassenden Konsultationsprozesses mit Expert:innen aus mehr als 40 wissenschaftlichen Institutionen, sowie Vertreter:innen aus Behörden, Einsatzorganisationen und der Wirtschaft und umfasst viele Forschungsfragen und -prioritäten, die auf sozialwissenschaftliche Analysen, technische Innovationen, ökologische Ansätze und politische Rahmenbedingungen fokussieren.
Unser Ziel ist es, nicht nur auf Katastrophen zu reagieren, sondern sie proaktiv zu antizipieren und ihre Auswirkungen zu minimieren. Dafür ist es unerlässlich, das wissenschaftliche Wissen zu vertiefen und es für politische Entscheidungsträger:innen, Praktiker:innen und die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen,
sagt Christian Resch, Geschäftsführer des DCNA. Der Science Plan definiert gezielt Forschungsfragen im Bereich des Katastrophenschutzes und dient als strategischer Leitfaden, um in den kommenden Jahren wissenschaftliche Erkenntnisse zu entwickeln, die sich auf aktuelle sowie zukünftige Herausforderungen im Katastrophen-management konzentrieren – von der Prävention über die Krisenbewältigung bis hin zum Wiederaufbau. Eine erste Version des Dokuments wurde im Rahmen der Disaster Research Days 2024 präsentiert.
Forschung zum Schutz kritischer Infrastrukturen
Bei den Diskussionspanels und Präsentationen der Disaster Research Days 2024 tauschten sich insgesamt rund 200 Wissenschaftler:innen, Risikomanager:innen, politische Entscheidungsträger:innen und Einsatzkräfte aus ganz Europa aus. Diese interdisziplinären Gespräche sind entscheidend, um sicherzustellen, dass politische Rahmenbedingungen und Maßnahmen den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen und somit effektive Lösungen für aktuelle und zukünftige Katastrophenrisiken bieten. Die Bandbreite an Diskussionsthemen ist dabei sehr groß – von der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik, über Herausforderungen bei der Integration innovativer Technologien, bis hin zum Aufbau gesellschaftlicher Resilienz und dem Schutz kritischer Infrastrukturen.
Das zentrale Förderprogramm für angewandte Forschung zum Schutz vor Naturgefahren in Österreich ist das Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS, das vom österreichischen Bundesministerium für Finanzen (BMF) finanziert und organisiert wird. BMF-Sektionschef Andreas Reichhardt streicht den konkreten Nutzen dieser Forschung hervor:
Mit den KIRAS Projekten schaffen wir marktorientierte Forschungsergebnisse, die Bedarfsträger wie Polizei, Feuerwehr, Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie Betreiber kritischer Infrastrukturen zukunftsfit machen. Durch die Entwicklung innovativer Technologien und Konzepte stärken wir die Sicherheit unserer Gesellschaft angesichts zunehmender Bedrohungen, wachsender Vernetzung und Digitalisierung und fördern innerstaatliche Wertschöpfung.
Europäische Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Die Disaster Research Days 2024 fanden im Rahmen der von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenen Community for European Research and Innovation (CERIS) statt und standen im Einklang mit den Zielen des EU-Forschungsrahmenprogramms Horizon Europe, das auf die Stärkung der europäischen Forschungs- und Innovationslandschaft abzielt. Die Generaldirektion Migration und Inneres (DG HOME) der Europäischen Kommission, deren Kommissar künftig mit Magnus Brunner durch Österreich bekleidet sein wird, spielt dabei eine zentrale Rolle.
DG HOME fördert Forschungsinitiativen und koordiniert Themenstellungen, die darauf abzielen, innovative Ansätze in den Bereichen Sicherheit, Krisenmanagement und Katastrophenschutz zu entwickeln. Ralph Hammer, österreichischer Vertreter im Programmausschuss zur EU-Sicherheitsforschung für Horizon Europe und zuständiger Abteilungsleiter für KIRAS erklärt:
Horizon Europe dient als Katalysator für die Entwicklung innovativer Lösungen zur Verbesserung der Resilienz gegenüber Krisen und Katastrophen jenseits der nationalen Ebene. Die enge Kooperation zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis und der intensive Austausch zwischen nationalen und europäischen Forschungsinitiativen wie sie während der Disaster Research Days gefördert werden, sind unerlässlich, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erfolgreich bewältigen und eine sichere sowie nachhaltige Zukunft für alle europäischen Bürger und Bürgerinnen gewährleisten zu können.
Egal, ob in Österreich oder auf EU-Ebene – Wissenschaft und Technik sind im Katastrophenschutz nicht wegzudenken.
so der TU Graz Rektor und Präsident des DCNA, Horst Bischof.
Die Universitäten leisten mit ihrer Forschung und den daraus resultierenden Innovationen einen wesentlichen Beitrag, um für die Herausforderungen von heute und morgen vorbereitet zu sein.
Veranstaltungen wie die Disaster Research Days 2024 würden die Forschungsgemeinschaft wesentlich stärken, so Bischof weiter. Er sieht das DCNA als für Österreich zentrale Vernetzungseinrichtung, die durch den ermöglichten Wissenstransfer nachhaltig zur Sicherheit aller beiträgt.
Fotos: Christoph Gruber / BOKU University, Johanna Zweiger / DCNA
Einen Kommentar schreiben